Testbericht zum Opel Corsa C

[Schroeder]

In Absprache mit x-treme hab ich mich mal an einen ausführlichen Testbericht zum Corsa C gemacht. Neben der Modellvorstellung finden sich weitere Daten zu den anderen verfügbaren Modellvarianten. Dieser Testbericht soll eine kleine Entscheidungshilfe für diejenigen sein, die sich zur Zeit Gedanken über einen Umstieg auf einen etwas neueren und sparsamen Gebrauchten machen. – Viel Spass beim Lesen.



Der Opel Corsa C ist laut Zulassungsstatistik für den Monat Oktober 2008 unter den TopTen der meistgefahrenen Autos auf Deutschlands Strassen und der aktuell meistgefahrene Opel überhaupt. In der ADAC-Pannenstatistik für das abgelaufene Gesamtjahr 2007 liegt er auf Rang 8 (von insgesamt 27 Kleinwagen) noch vor dem VW Polo (10), dem Toyota Yaris (11), Ford Fiesta (17), Smart ForTwo (22) und Ford Ka (23.Platz). Und: Nach der aktuellen Diebstahlstatistik 2008 gehört er zu den seltenst gestohlenen Fahrzeugen der Republik!

Die Vor-Facelift-Version des Corsa C wurde von 08/2000 bis 07/2003 mit der folgenden Motor-Auswahl produziert: 1.0 12V (43kw/58 PS), 1.2 16V (55 kW/75 PS), 1.4 16V (66 kW/90 PS), 1.8 16V (92 kW/125 PS), 1.7 DI 16V (48 kW/65 PS) und 1.7 DTI 16V (55 kW, 75 PS). Ab 08/2003 bis 2006 wurde die Facelift-Version mit optisch minimal verändertem Frontbereich und minimal verbreiterten Seitenschwellern hergestellt. Hier gab es geänderte Dieselvarianten (1.3 und 1.7 CDTI GSi mit 70PS bzw. 100 PS) und einen erneuerten 1.4er Benziner.
Neben der Auswahl zwischen dem 3- und 5türigen Modell gab es wie immer eine lange Aufpreisliste. Klima und eFH gehörten nicht zur Serienausstattung der Grundvariante, ab dem Facelift war ESP aber serienmässig vorhanden.

Meine Kaufentscheidung fiel im April 2008 auf den 1.0er mit EZ 02/2003. Mit der Euro4-Norm liegt die KFZ-Steuer im erträglichen Bereich. Diese Motorvariante liegt auf dem zweitem Platz der aktuellen Opel-Zulassungen (lt. Zulassungsstatistik für Okt. 2008), die Versicherungseinstufung ist relativ kostengünstig. Mit meinen (geerbten) 55% zahle ich bei der Allianz aktuell 47€ pro Monat, inklusive Teilkasko.



Mein errechneter Verbrauch liegt bei durchschnittlich 6,5 Liter. Meine Hauptverkehrswege befinden sich innerorts, selten Überland und fast nie auf der Autobahn. Mit 40 Liter Tankinhalt (zzgl. 5 Liter Reserve) komme ich durchschnittlich 600km weit.
Ich fahre allerdings auch recht schnell an, habe grundsätzlich das Radio und das Licht angeschaltet und schalte häufig bei 3500 Umdrehungen in den unteren Gängen. Wer diesen Motor nicht so beansprucht, dürfte den Verbrauch daher auch noch weiter senken können.

Die Kraftentfaltung des 1.0ers ist innerorts günstig. Im Bereich zwischen 30 und 50 km/h zieht der Motor im 4. Gang ordentlich an, im 5. Gang lässt er sich allerdings nur mit grossem Zeitaufwand und durchgetretenem Gaspedal von 30 km/h auf über 50 hochbeschleunigen.
Auf Landstrassen macht das Fahren nicht sonderlich Spass. Bei 90 - 100 km/h liegt der 1.0er im 5. Gang bereits bei über 3.800 Umdrehungen. Überholvorgänge an LKWs sind im 5. Gang nur für “knallharte Mistkerle mit eisenharten Nervensträngen“ zu empfehlen.
Wenn ich dann beim Überholen in den 4. Gang zurückschalte hört es sich aus dem Motorraum an, als würden Gefängnisinsassen eine Revolte starten.
Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 155 km/h angegeben. Aus Rücksichtnahme auf den Motor und auf meine Ohren, habe ich bisher darauf verzichtet, dies auszutesten.

Der Innenraum ist grosszügig gestaltet und hochwertig verarbeitet. Die Materialien wirken nicht wie billiges Plastik. Allein das Lenkrad vermittelt wegen seiner Dicke, einen eher minderwertigen Eindruck. Alle Anzeigen sind gut ablesbar, alle Bedienelemente sind leicht zu erreichen. Das Handschuhfach ist so tief gestaltet, dass auch technische Elemente darin verbaut werden könnten. - Wer ihn kennt: Der Shell-Strassenatlas passt übereinander zwei mal rein und trotzdem ist an der Seite noch Platz für eine 0,5er Coke-Flasche.
Fahrer und Beifahrer haben üppig Platz. Dies wurde damals schon von der Presse hochgelobt. Fondpassagiere dagegen sollten entweder keine Beine haben, oder im Schneidersitz platznehmen. Die Beinfreiheit hinten ist bei voll zurückgesetzten Vordersitzen grottenschlecht.
Eine 2/3 umlegbare Rücksitzbank gehörte damals zur Sonderausstattung. Erhältlich als Serie ab Ausstattungsvariante “Comfort“. Wird die Bank umgelegt, entsteht ein, für die Fahrzeuggrösse beachtlicher Stauraum. 1060 Liter Ladevolumen sind in dieser Fahrzeugkategorie kein Standard. Ist die Bank umgelegt, können die Vordersitze trotzdem voll zurückgefahren und auch noch bequem schräg gestellt werden.
Ein 24“-Fahrrad kann komplett mit Vorderrad verladen werden, wobei dann das Vorderrad über die Rückbank hinaus, in den Fahrerbereich hineinragt. Der unbequem geradegestellte Fahrersitz und das Anstossen des rechten Arms beim Schalten, machen diese Nottransportlösung allerdings unpraktisch.



Mit 3871mm Länge ist der Corsa C 8,8cm länger als sein Vorgänger, aber immer noch ganze 18,2cm kürzer als sein Nachfolger. Mit einer Breite von 1646mm und einer Höhe von 1440mm ist er um 3,8cm bzw. 2,0cm gegenüber dem Corsa B gewachsen. Trotz meiner Grösse von 1,83m stosse ich nicht mal ansatzweise an die Decke des Wagens. Auch nicht bei gerade gestelltem Fahrersitz.
Als Negativmerkmal des Innenraums ist das Radio auffällig. Die Trapezform des verbauten Blaupunkt-Opel-Radios erlaubt es nicht, ohne entsprechende Einbaublenden ein anderes Radio zu verbauen. Gerade in Hinblick darauf, dass Opel für ein neues Einbauradio mit CD-MP3-Funktionen Beträge um 500 Euro abgreifen will, lohnt es sich, 20 € für den Einbaurahmen und die Kabel zu investieren. Wenn ich dann überlege, dass ich für mein Pioneer Radio (mit Bluetooth-Phone-Funktion und externem USB-Anschluss), dazu eine externe 2,5“-60GB-Festplatte insgesamt 199 € bezahlt habe, dann frag ich mich, wozu ich mir ein teures (und hässliches) Radio kaufen sollte, dass nur MP3-CDs abspielen kann.
Auch der Umstand, dass nur ein einziger und viel zu niedriger Cupholder vorhanden ist, ist für einen leidenschaftlichen Burger King und McDonald’s-Fan wie mich sehr enttäuschend. Wenn man dann mit der Frau oder seinen Kumpels im Auto futtert, ist dieser eine Cupholder absolut zu wenig. Wenn man dann mal mit einem 0,5er Coke-Becher im Cupholder fährt, kann man wegen der niedrigen Höhe des Holders, bereits nach der ersten Abbiegung die Tempo-Taschentücher rausholen ...
Für den Kaffeebecher von der Tanke ist dieser Cupholder aber absolut ausreichend.

Die aktuellen Durchschnittspreise im Gebrauchtwagenhandel in der Region Hamburg habe ich hier mal aufgelistet. In Süddeutschland sind die Preise meist niedriger. (Ausstattung wechselt, Fahrzeuge im Originalzustand, alle Daten sind Durchschnittsrechnungen, Händlerangebote):

1.0 43KW Benzin 01/04 50.000KM ~5.000EUR
1.2 55KW Benzin 01/04 50.000KM ~5.500EUR
1.4 66KW Benzin 01/04 50.000KM ~6.900EUR
1.8 92KW Benzin 01/04 50.000KM ~7.800EUR

1.7 48KW Diesel 01/04 50.000KM ~6.500EUR

Mit bereits vorhandener Gasumrüstung ist der Corsa C durchschnittlich 1.700Euro teurer.

Fazit: Für Kleinwagenfreunde ist der Opel Corsa C definitiv eine gute Wahl. Ein in dieser Klasse doch recht üppiges Platzverhältnis sorgt in der ersten Reihe für den Comfort eines Kompakten. Bei umgelegter Rücksitzbank entsteht ein, für einen Kleinwagen relativ grosser Stauraum, so dass ein kleiner Schrank, ein BMX oder auch die Altpapiersammlung aus dem Keller, problemlos verladen werden können.
Für Stadtfahrer ist die 1.0er Variante sehr zu empfehlen. Der niedrige Verbrauch und die ausreichende Beschleunigung sorgen für komfortables Fortkommen. Auf Landstrassen und Autobahnen zeigt dieser Motor allerdings grosse Schwächen. Hier sind mindestens die 55KW des 1.2er Aggregates notwendig.
Für die Tuningfreunde stehen bisher noch relativ wenige preisgünstige Komponenten in den Regalen der Händler. Für den Corsa B ist die Auswahl bisher noch wesentlich grösser. In 3 bis 4 Jahren dürfte sich der Markt aber stark auf den Corsa C verlagern, da dieser sich immer stärkerer Beliebtheit auf dem Gebrauchtwagenmarkt erfreut. Der Corsa C ist nicht umsonst Deutschlands meistgefahrener Opel. Das bedeutet auch, dass Ersatzteile zukünftig in Hülle und Fülle zu günstigen Preisen verfügbar sein werden.
Nicht zuletzt durch seine solide Verarbeitung und sein aktuelles Design ist der Opel Corsa C mein Geheimtipp für die nächsten Jahre.

Mfg René

Weitere Infos gibt’s auch auf Wikipedia